Es ist eines der schwersten Verbrechen, die ein Mensch begehen kann: Mord. Mehr als 50 Menschen werden in Österreich jedes Jahr ermordet – zumeist aus Macht- oder Geldgier, Eifersucht, Rache oder aus einer tiefen Kränkung heraus. Doch was sind das für Menschen, die einem Anderen das Leben nehmen?
Eine Erkenntnis der laufenden Ermittlungsarbeiten des Klagenfurter Stadtkommandos und der Analyse der vergangenen Todesfälle zeigt, dass die Drogenproblematik vielschichtiger ist, als zunächst vermutet.
Vor dem Mord führte Herr B. (Anm. Name geändert)ein unauffälliges Leben als Berufsschullehrer und Familienvater. Es ist der Reiz des schnellen Geldes, der Herrn B. in den illegalen Handel mit geschmuggeltem Diesel verwickelt. Mafiöse Geschäfte, die ihn schlussendlich zum Mörder werden lassen. Seine brutale Tat hat er wochenlang geplant und akribisch vorbereit. Als er das Auto mit einer Handgranate in die Luft jagt, löscht er zwei Menschenleben aus und beendet durch diese Tat auch das eigene bürgerliche Leben, wie er und seine Familie es kannten: „Jemanden zu töten und ihm so quasi das Leben zu nehmen, ist ja das eine. Aber damit selber umzugehen und mit dem ganzen Rattenschwanz hinten nach. Das ist ja nicht nur so, dass dann irgendjemand seinen Vater oder seinen Ehemann oder sein Kind verliert oder so. Da hängen ja Existenzen in alle Richtungen dran. Das ist einem überhaupt nicht bewusst zu diesem Zeitpunkt.“Seine Strafe: 20 Jahre Haft wegen Doppelmordes.
Der Kriminologe Daniel Smeritschnig kennt Österreichs Straftäter wie kaum ein anderer. Er beschäftigt sich intensiv mit der Entstehung von kriminellen Handlungen.„Bei Mord geht es oft um nicht befriedigte Grundbedürfnisse wie Anerkennung oder Sicherheit. Aber bei so einer Tat gibt es nicht nur den einen Auslöser. Es ist vielmehr eine Wechselwirkung von mehreren Ursachen, die zusammenkommen am falschen Ort, zum falschen Zeitpunkt und dann zu einem höchst explosiven Mix werden.“ Smeritschnig betreut zahlreiche Straftäter während und nach ihrer Haftzeit. Das Betreuungsangebot für Täter hält er für ausbaufähig und mahnt: „Nur wegsperren bringt nichts!“
Walfried Janka hat seine Haftstrafe schon lange hinter sich. Zum Zeitpunkt der Tat war er gerade einmal 20 Jahre alt und hatte bereits ein Leben voller Misshandlungen hinter sich. „Ich habe mich wirklich verabscheut dafür. Ich will diese Tat jetzt auch in keiner Weise beschönigen. Aber wenn man es genau betrachtet, bin ich hineingezogen worden in diesen Strudel. Wenn man das mit einem Hund vergleicht, den man jedes Mal schlägt, was glaubt man, was aus diesem Hund dann wird? Der kann nur bissig werden.“ Seit fast 20 Jahren ist Walfried wieder in Freiheit, er lebt zurückgezogen in einem kleinen Dorf und hat sich mit seiner Familie eine bescheidene Existenz aufgebaut.
ATV Die Reportage begleitet zwei verurteilte Mörder in ihrem Alltag innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern. Der Film gibt nicht nur seltene Einblicke in die Lebensgeschichte zweier Kapitalverbrecher, sondern geht vor allem der elementaren Frage nach: wie wird ein Mensch zum Mörder?